Spezielle Therapien

Behandlung und Möglichkeiten


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Früher wurde immer von der „künstlichen Befruchtung“ gesprochen. Das klingt für den einen nach „unecht“, für den anderen nach Kunst, hat aber stets einen faden und klinischen Beigeschmack. Wir sprechen heute von der „assistierten Befruchtung“, weil jeder Versuch, eine Ei- und eine Samenzelle verschmelzen zu lassen, ein ganz individueller und vor allem natürlicher Vorgang ist. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die je nach Voraussetzung angewendet werden können:
  • Insemination (IUI)

    eignet sich besonders, wenn beim Mann nicht ausreichend und vor allem schlecht bewegliche Samenzellen vorhanden sind. Der Samen des Mannes wird bei uns im Kinderwunschzentrum Potsdam direkt nach Abgabe qualitativ aufbereitet, so dass nur noch die „guten Schwimmer“ am Start sind. Mit einem weichen, dünnen Kunststoffschlauch wird der Samen dann absolut schmerzfrei in die Gebärmutter eingeführt. Wir bringen also ausdauerndere Spermien näher an die Eizelle, zudem viel mehr als es auf natürlichem Wege der Fall wäre. Von da an müssen die dann aber schon alleine weiterkommen…

  • In-vitro-Fertilisation (IVF)

    steht für eine außerhalb des Körpers durchgeführte (natürliche) Befruchtung. Entwickelt wurde diese Technik ursprünglich zur Umgehung verschlossener Eileiter. Inzwischen gibt es noch mehr Gründe für die Durchführung. Mehrere Millionen Kinder sind nach dieser Behandlung geboren worden und 2010 gab es für diese Methode den Nobelpreis für Medizin. Zu Recht.


    Hier werden in einer Schale (= in vitro) Eizellen, die vorher der Frau entnommen wurden, mit den Spermien des Mannes zusammen gebracht. Nach einer Nacht im Brutschrank (eine Eizelle bekommt über 30.000 Spermien als „Spielpartner“) wird unter dem Mikroskop oder im kameragestützen Inkubator per Video kontrolliert, ob es zu einer Verschmelzung der Zellen gekommen ist (= Fertilisation). Falls ja, werden der Frau nach zwei bis fünf Tagen weiterer Reifung in der Regel zwei Embryonen übertragen. Voraussetzung: Die Spermien schaffen den Weg in die Eizelle.



    Gelingt es den Spermien nicht unter diesen Voraussetzungen  die Eizelle zu „erobern“, gibt es noch andere Hilfestellungen, z.B. die intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Schwer zu sprechen? Stimmt. Nehmen wir die Anfangsbuchstaben: ICSI.

  • Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

    Was für ein Wortmonster! Dabei ist es leicht zu erklären: Ist die Samenqualität des Mannes nicht ausreichend, kommt es zu dieser Zusatzmaßnahme im Rahmen der eben geschilderten IVF-Methode. Hier werden Eizellen der Frau mit einer kleinen Pipette fixiert, wonach unter einem speziellen Mikroskop ein einzelnes Spermium in eine ganz feine Injektionspipette aufgezogen wird. Dieses wird direkt in die Eizelle platziert, was dem natürlichen Vorgang der Befruchtung sehr nahe kommt, nur dass er halt außerhalb des Körpers stattfindet. Man nennt dieses Prozedere auch Mikroinjektion. Seit 1992 steht die Methode zur Verfügung und hat den Begriff der männlichen Zeugungsunfähigkeit fast vollständig aus der Medizin verdrängt.

    Als Ergänzung zur ICSI bieten wir zusätzlich nicht-invasive Verfahren für die Beurteilung der Eizelle an (Oosight®), wie z.B. die SPINDELDARSTELLUNG oder die ANALYSE DER ZONA PELLUCIDA.  als auch zur Beurteilung der.

  • Zeitraffer-Embryo-Monitoring-System (Time Lapse / Embryoscope)

    Nicht alle Embryonen (ca. 20 bis 50%) teilen sich richtig und haben eine Chance sich weiterzuentwickeln. Im Kinderwunschzentrum Potsdam gibt es nun die Möglichkeit durch das kameragestützte Inkubatorsystem von Vitrolife ihre Embryonen ungestört zu kultivieren und gleichzeitig kontinuierlich zu beobachten. Dies verschafft uns einen unschätzbaren detaillierten Einblick in die Embryonenentwicklung. Durch die Beurteilung der Entwicklung im Zeitraffer-Video ist es dann möglich, Embryonen für den Tranfer zu identifizieren, die die höchste Chance haben, implantieren zu können.

  • Mikroskopische Beurteilung der unbefruchteten Eizelle (Oosight®-System)

    Durch ein modernes nicht-invasives Mikroskopieverfahren (Oosight®-System), welches auf den doppelbrechenden Eigenschaften der sog. Zona Pellucida bzw. der Spindel basiert, sind wir in der Lage die Eizellen noch vor der Befruchtung genauer zu beurteilen.  Mit Hilfe der  Polarisationsmikroskopie kann unter Echtzeit-Bedingungen eine klare und hochauflösende Darstellung dieser beiden Zellstrukturen im Mikroskop erfolgen. Dies ist wichtig für die Unterscheidung der normalen von der morphologisch auffälligen Zona Pellucida in der vitalen Eizelle und für die Beobachtung und Lage der Spindel während der ICSI. Mit dem Oosight®-System können wir Ihnen deshalb folgende Zusatzleistungen anbieten:


    1. Spindeldarstellung: In der menschlichen Eizelle ist die Spindel verantwortlich für die fehlerfreie Verteilung der Chromatiden während der Zellteilung (Meiose). Der Spindelapparat (Abb. 1) durchläuft während der verschiedenen Phasen der Meiose Veränderungen auf molekularer Ebene. Ein gestörter Aufbau des Spindelapparates kommt z.B. bei älteren Frauen häufiger vor und wird in Zusammenhang gebracht mit einer suboptimalen Einnistung und Embryonalentwicklung und spontanen Aborten. Die Darstellung der Spindel (Abb. 2) während der ICSI verhindert deren Verletzung und verbessert somit die Befruchtungsrate.
    2. "Egg morphology assessment": Die Eizelle ist von einer festen Umhüllung umgeben, der sogenannten “Zona pellucida” ( Abb. 2). Mit dem „Egg morphology assessment“ lässt sich diese Zona pellucida mit einer Messung der Strukturdichte morphologisch gut beurteilen. Je höher die Strukturdichte der Zona pellucida ist,  desto größer ist auch das Entwicklungspotential der Eizelle und somit die Schwangerschaftsrate. Auf diese Weise kann man eine optimierte Selektion der Eizellen für die Befruchtung mit ICSI durchführen.
  • Schlüpfhilfe (assisted hatching)

    Nach der Befruchtung teilen sich die Eizellen im Brutschrank zunächst innerhalb der Eihülle (zona pellucida). Ungefähr am 5. Tag nach der Befruchtung verlässt der nun entstandene Embryo diese Hülle, um sich in der Gebärmutterschleimhaut einzunisten.


    Über viele Jahre hatten Reproduktionsmediziner die Sorge, dass dieses Schlüpfen nicht rechtzeitig funktioniert. Deswegen wurde routinemäßig eine Sollbruchstelle in die zona pellucida eingefügt. Dies geschiet mit einem Laser.  Die Methode ist für frisch Zyklen weitgehend verlassen, hat aber ihren Stellenwert nach Kryokonservierung oder ab einem bestimmten Lebensalter der Frau.


    Wenn Sie es wünschen, oder wir im Labor feststellen, dass Sie von dieser Methode profitieren, können wir diese Technik für Sie durchführen.

  • Heterologe Insemination

    wird angewandt, wenn keine Spermien des Partners zur Verfügung stehen. In diesem Fall werden Spermien eines Spenders verwendet.

  • Blastocystentransfer

    ist bis zu sechs Tage nach der Entnahme der Eizelle möglich: Von den befruchteten Eizellen werden diejenigen identifiziert, die voraussichtlich die beste Chance für die Einnistung in die Gebärmutter besitzen.

  • Kryokonservierung

    Es kommt häufig vor, dass mehr Eizellen befruchtet werden als in die Gebärmutter übertragen werden können (maximal drei). Um die befruchteten „überzähligen“ Eizellen zu sichern, gibt es die Möglichkeit sie einzufrieren (aus dem Griechischen: kryo = frostig). Dies tut man bevor die Erbinformation von Mann und Frau verschmelzen, also bevor neues Leben entsteht. Zu einem späteren Zeitpunkt können diese Schützlinge dann wieder aufgetaut, weiterkultiviert und wieder in die Gebärmutterhöhle übertragen werden. Der Frau wird durch diese Möglichkeit die Entnahme von neuen Eizellen erspart.


    Wir wollen Sie jetzt aber nicht verwirren. Im persönlichen Gespräch werden wir Ihnen gerne die möglichen Therapien genau erläutern und im Detail vorstellen.

  • Hodenbiopsie zur Durchführung einer Spermien-Extraktion (TESE)

    Die Testikuläre Spermien-Extraktion (TESE) bedeutet, dass dem Hodengewebe Spermien entnommen werden, um sie im Rahmen einer ICSI-Therapie (siehe oben) mit den Eizellen zusammenzubringen. In Stickstoff eingefroren stehen die Spermien für spätere Therapien zur Verfügung.


    Die Diagnose und Indikationsstellung sowie die eigentliche Hodengewebsentnahme wird in enger Zusammenarbeit mit dem Ernst von Bergmann Klinikum (EvB) und den niedergelassenen Urologen Dr. Lebentrau und Drs. Wagnitz und König durchgeführt. Der eigentliche Eingriff wird stationär in der Klinik für Urologie des EvB vorgenommen. Diese hat seit Sommer 2016 die Erlaubnis für die Gewinnung von Hodengewebe (§20b AMG) vom zuständigen Landesamt. Direkt nach der OP wird das Hodengewebe unter optimierten und kontrollierten Bedingungen zu uns ins Kinderwunschzentrum Potsdam gebracht und sofort untersucht und kryokonserviert. Bei Paaren mit dokumentierten Kinderwunsch und männlicher Azoospermie ist die Hodengewebsentnahme zur histologischen Sicherung und für weitere reproduktionsmedizinische Maßnahmen eine kassenärztliche Leistung. Die Kryolagerung muss hingegen selbst bezahlt werden.

  • Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA):

    Hinter diesem komplizierten Begriff verbirgt sich die Gewinnung von Spermien aus den Nebenhoden. Bei nicht zu behebendem Samenleiterverschluss, unbeweglichen Spermien oder wenn ein Samenerguss nicht möglich ist, kann dieses Verfahren Erfolg bringen.

  • Fruchtbarkeitserhalt vor Chemo- oder Strahlentherapie:

    Die Behandlung bösartiger Erkrankungen ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass nach erfolgreicher Behandlung von einer weitgehend normalen Lebenserwartung ausgegangen werden darf.


    Deswegen muss heutzutage ein evtl. späterer Kinderwunsch vor einer Chemotherapie oder Bestrahlung diskutiert werden. In Deutschland sind dazu sehr gute Standards entwickelt worden. Hierbei ist das Netzwerk fertiiPROTEKT federführend. In diesem Netzwerk ist das Kinderwunschzentrum Potsdam Mitglied. Wir führen regelmäßig fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen bei Männern und Frauen durch. Diese erstrecken sich über die Samenkonservierung bei Männern bis hin zur Entnahme von Eizellen oder Eierstockgewebe bei Frauen.


    Entscheidungen auf diesem Gebiet sind immer sehr individuell und fallen meistens unter hohem Zeitdruck in enger Kooperation mit den Onkologen und dem Netzwerk fertiPROTEKT. Bitte setzen Sie sich ggf. direkt mit uns in Verbindung.

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